Inkarnation einer Seele

Ich beobachte die Eltern, wie sie beisammen sind. Ich möchte die Gelegenheit nutzen hier in diese Körperlichkeit einzutauchen. Es zieht mich immer näher heran. Ich fühle mich sehr aufgeregt und habe etwas Angst vor den Konsequenzen, die da auf mich zukommen werden. Wie durch einen Trichter zieht mich ein Strudel in den Bauch meiner Mutter. Hier bin ich nun und weis, dass ich mich nicht mehr frei bewegen kann. Mein Bewusstsein ist frei aber mein Körper wird schwer. Irgendetwas hält mich hier fest. Ich kugle durch den Raum der Eileiter und in die Gebärmutter hinein. An einem Platz halte ich mich dann fest und bewege mich nicht mehr weiter. Es ist die Stationierung meines Seins in der körperlichen Welt. Von nun an spüre ich das Wachstum. Ich werde immer mehr und größer. Meine Mutter hat mich noch nicht entdeckt. Was sie wohl sagen wird, wenn sie von mir erfährt?... Es gibt eine Angst und ein gewisses Verheimlichen meinerseits. Ich weis, dass ich nicht erwünscht bin. Meine Mutter hat genug mit den 3 Geschwistern zu tun. Das mit mir sollte nicht passieren.
Meine Mutter bemerkt mich und sie lässt es sich bestätigen von einem Arzt. Meine Mutter ist traurig und erschöpft. Was soll sie jetzt tun? Mich verheimlichen, mich loswerden? Sie spricht mit meiner Tante. Diese hatte schon unerwünschte Schwangerschaften von einer Engelmacherin abbrechen lassen. Sie will meiner Mutter helfen mit einer Adresse einer solchen Engelmacherin.
Mir stockt der Atem. Ich bin nicht gewollt. Wie schmerzhaft das ist. !
Zum Glück, meine Mutter glaubt an Gott und sie traut sich nicht zu töten. Schweren Herzens berichten Sie meinem Vater von der Schwangerschaft. Er freut sich! Dann beichtet sie es meiner Oma, die im Haus lebt. Meine Oma ist außer sich. Sie beschimpft meine Mutter, dass sie eine Gebär-Maschine sei und vollkommen undiszipliniert. Meine Mutter versucht das Weinen zu unterdrücken. Ich selbst halte den Atem an. Ich wollte sie nicht so in Verzweiflung bringen. Eine tiefe Schwere breitet sich über mir aus. Wie konnte es so weit kommen, dass alle unglücklich sind?
Ich nehme mir vor möglichst unauffällig zu sein und keine Ansprüche zu stellen, damit ich da sein darf. Ich lösche mein Licht mit dem ich kam und versuche nicht sichtbar zu sein.
Mein Glaubenssatz: „Ich bin unsichtbar und darf mein Licht nicht scheinen lassen.“
„Ich bin zu viel.“
So wachse ich heran und versuche mich ruhig zu verhalten. Ich unterdrücke mein Weinen, so wie meine Mutter es selbst getan hat. Eine tiefe Trauer begleitet mich durch die Schwangerschaft.

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